ReVox
ReVox A77
Mit der ReVox A77 hat sich die Firma ReVox den guten Namen erschaffen den sie bis heute trägt. Damals zur Entwicklungszeit in den späten 60er Jahren beinhaltete dieses Gerät bereits Funktionen die sowohl Profis als auch Amateuren zusagten. Angefangen bei den vielen Trickmöglichkeiten die erst durch die damals völlig neue Schaltungstechnik möglich wurde, bis hin zu den sehr guten Audioeigenschaften.
Eine A77 kann sich auch heute noch problemlos mit jedem guten Handelsüblichen Tape Deck messen lassen! Vielleicht war und ist sie gerade deswegen der Traum eines fast jeden Tonbandfans…
„ReVox Laufwerke liessen die HiFi-Normen hinter sich, als dieser Begriff noch gar nicht existierte!“ Passend zur A77 gab es auch noch den Tuner A76 und den Verstärker A78.
Neben den hier aufgeführten „Normalversionen“ gab es auch unglaublich viele Spezial Ausführungen für alle nur erdenklichen Anwendungsgebiete.
Kurzinfo
Baujahre:
MKI 08/1967 – 06/1969
MKII 06/1969 – 08/1971
MKIII 08/1971 – 08/1974
MKIV 08/1974 – 10/1977
Frequenzgang:
9,5 cm/s – 30 Hz – 16 kHz +2/-3 dB
19 cm/s – 30 Hz – 20 kHz +2/-3 dB
Bestückung: 54 Transistoren, 32 Dioden, 4 Silizium-Gleichrichter, 1 Fotowiderstand, 4 Relais
Preis: ab 2.000 SFr
Gewicht: 15 Kg
Insgesamt lieferte ReVox 186 verschiedene Versionen der A77. Darunter fanden sich die unterschiedlichsten Geschwindigkeits- und Spurausführungen. So wurden unter anderem auch Maschinen mit Dolby-B-Rauschunterdrückung oder für den Studiobetrieb passend mit symmetrischen Ton-Ein- und Ausgängen mit den Geschwindigkeiten 19 und 38 cm/s geliefert.
Im deutschen Bundestag (und bestimmt auch im Ausland) fand sich die „Low-Speed-Version“, die bei einer Bandgeschwindigkeit von 2,36 cm/s ohne Unterbrechung auch fast zehnstündige Diskussionen auf eine 26-Zentimeter-Spule wickelt. Polizei und Militär bedienten sich gerne eines der „Nato-Modelle“ zur automatischen Aufzeichnung von Telefongesprächen. Und in manchen Flughäfen dient eine A77 zur Aufnahme der Gespräche zwischen Tower und Pilot.
Bandgeschwindigkeiten
19 cm/s und 9,5 cm/s, Toleranz der Sollgeschwindigkeit: ± 0,2 %
Tonhöhenschwankungen
bewertet bei 19 cm/s besser als ± 0,08 %, bei 9,5 cm/s besser als ± 0,1%
Schlupf
nicht größer als 0,2 %
Spulengröße
bis 26,5 cm Durchmesser (minimaler Kerndurchmesser 6 cm)
Betriebslage
horizontal, vertikal oder schräg
Bestückung
54 Transistoren, 32 Dioden, 4 Silizium-Gleichrichter, 1 Fotowiderstand, 4 Relais.
Frequenzgänge
19 cm/s
30 Hz bis 20 kHz +2 / -3 dB
50 Hz bis 15 kHz ± 1,5 dB
9,5 cm/s
30 Hz bis 16 kHz +2 / -3 dB
50 Hz bis 10 kHz ± 1,5 dB
Entzerrung
bei Aufnahme nach NAB; bei Wiedergabe nach NAB oder IEC (=CCIR) umschaltbar
Klirrfaktor
über Band gemessen und Vollaussteuerung, bzw. Aussteuerung o VU (100 Hz)
bei 19 cm/s besser als 2% bzw. 0,6%
bei 9,5 cm/s besser als 3% bzw. 1%
Geräuschspannungsabstände
(über Band)
bei 19 cm/s besser als 61 dB (4-Spur 57 dB)
bei 9,5 cm/s besser als 58 dB (4-Spur 54 dB)
Übersprechdämpfung
(1000 Hz) Mono besser als 60 dB, Stereo besser als 45 dB
Eingänge
Mikrophon, niederohmig, 50 bis 600 Ohm. 0,15 mV – Mikrophon hochohmig bis 100 kOhm, 2,5 mV – Radio, 2,5 mV – Zusatz, 35 mV. Übersteuerungssicherheit aller Eingänge 40 dB (1:100)
Ausgänge
Verstärker max. 2,5 mV, Innenwiderstand 600 Ohm – Radio max. 1,2 V, Innenwiderstand 2,5 kOhm – Kopfhörer, Lautstärke regelbar, Impedanz 200 Ohm und höher
Endverstärker
zusätzlich steckbar, 2 x 8 W Sinus-Dauertonleistung, 2 x 10 W Musikleistung, nach DIN 45500
Stromversorgung
110 bis 250 V, umschaltbar, 50 bis 60 Hz ohne Umschaltung, 70 – 100 W
Abmessungen
415 x 359 x 180 mm, Kofferausführung 514 x 380 x 224 mm (B/H/T)
Alle Daten wurden gemessen mit dem ReVox Tonband PE36 RX (heute nicht mehr erhältlich). Die technischen Angaben entstammen dem ReVox A77 MK III Originalprospekt von 1972!
ReVox B77
Zusammen mit der ReVox B77 wurde auf den Audiofachausstellungen von 1977 eine völlig neue HiFi Linie vorgestellt. Dazu gehörten neben dem B750 Verstärker und dem FM-Tuner B760 auch der Tangentialplattenspieler B790 und die Lautsprecher der BX-Serie im neuen Design.
Das Laufwerk der ReVox B77 unterscheidet sich wesentlich von der bewährten Konzeption der ReVox A77. Bei der B77 wurden aber einige neue Features integriert, die zuvor nur in der teureren ReVox A700 zu finden waren. Die B77 lies sich über Druckpunkttasten steuern und eine integrierte Laufwerkslogik übernahm die Ausführung und berücksichtigte dabei via Bandsensor den Bewegungszustand des Tonbandes. Damit wurde zudem die Fernsteuerbarkeit aller Funktionen erreicht.
Von der B77 wurden genau wie von der A77 unglaublich viele Versionen angefertigt. Die Händlerliste von 1980 bot alleine 61 verschiedene Versionen an. Von der Super Low Speed Version mit 2,38 cm/s und 4,75 cm/s, bis zur High Speed Version mit 19,05 cm/s und 38 cm/s war alles geboten. Natürlich gab es auch „Auto-Versionen“ mit der ein automatischer Start auf „Record“ oder „Play“ zu Überwachungszwecken möglich war. Immer wieder gerne kamen diese Versionen beim Militär, der Polizei oder Geheimdiensten zum Einsatz. Eher seltener gesehen ist die unten gezeigte Version mit Dia-Schaltung.
Unterschiedliche Versionen der ReVox B77
Wie weiter oben schon beschrieben, gab es von der B77 über 60 (!) verschiedene Versionen für alle nur erdenklichen Anwendungszwecke. Ich kann mich z.B. an die 1980er Jahre und das Deutsche Museum in München erinnern. Dort stand eine B77 im Astronomie-Bereich für die Wiedergabe von Vorträgen für Besuchergruppen. Einige B77 liefen sicherlich auch bei Polizei und Feuerwehr oder an manchen Flughäfen zum Mitschnitt von Funkverkehr. Auch Geheimdienste verwendeten vor allem die Sonderversionen sicherlich gerne für Überwachungszwecke…
ReVox B77 HS
Überall, wo höchste Anforderungen an Frequenzgang, Dynamik und Höhenaussteuerbarkeit gestellt werden, ist die B77 HS einsetzbar. Durch die hohe Bandgeschwindigkeit (19,05 / 38,01 cm/s) erreicht sie exzellente Daten in Frequenzgang und Höhendynamik. Durch die hohe Bandgeschwindigkeit wird Schneiden leichter und präziser. Die B77 HS besitzt die gleiche, aufwändige Laufwerkssteuerung wie die Standard-Ausführung. Die Verdoppelung der Bandgeschwindigkeit wird mit einem großen Capstan-Durchmesser erreicht. Selbstverständlich kann die B77 HS mit dem gleichen Zubehör wie die Standard-Ausführung ergänzt werden.
Auführungen der B77 HS:
Die High-Speed-Version mit den Bandgeschwindigkeiten 19,05 und 38,01 cm/s ist besonders für den semiprofessionellen Einsatz oder als preiswerte Alternative zu teuren Studiomaschinen für kleine Tonstudios oder Lokalradiostationen gedacht. Aus diesem Grunde ist die B77 HS nur als 2-Spur Ausführung, jedoch mit der Entzerrung NAB oder IEC erhältlich. Die Entzerrungswahl richtet sich nach der Norm bereits vorhandener Geräte oder bespielter Bänder. Auch die B77 HS lässt sich mit einem zusätzlichen Tonkopf für Steuerungszwecke ausrüsten (siehe DIA-Ausführungen weiter unten).
ReVox B77 LS
Die Tonbandmaschine B77 LS ist speziell für Beschallungsaufgaben gedacht, wo eine Spieldauer von mehr als sechs Stunden bei sehr guten Wiedergabedaten gefordert wird. Die B77 LS arbeitet mit den zwei Geschwindigkeiten 4,75 und 9,52 cm/s. Die wichtigsten Unterschiede zu der B77 Standardversion sind der kleinere Capstandurchmesser und eine entsprechend tiefere Tonmotor-Drehzahl. Selbstverständlich ist die B77 LS in 2- und 4-Spur-Auführung erhältlich. Die B77 LS eignet sich dank ihrer hohen Aufnahme- und Wiedergabequalität vorzüglich für Beschallungsaufgaben in Museen, Ausstellungen, Galerien, Restaurationsbetrieben oder für die Sprachaufzeichnung von Konferenzen.
Ausführungen der B77 LS:
Die B77 Low Speed arbeitet mit den Geschwindigkeiten 4,75 und 9,52 cm/s. Je nach Anwendungsgebiet wird eine 2- oder 4-Spur-Version angeboten. Für reine Sprachanwendungen empfiehlt sich die 4-Spur-Version, da damit die doppelte Aufnahmekapazität ausgenutzt werden kann. Für Musikaufnahme- und Wiedergabe ist die 4-Spur-Ausführung weniger geeignet. Die Entzerrung ist gemäß NAB. Erhältlich ist die B77 LS im Nextel- oder für Einbauzwecke im Metallgehäuse.
ReVox B77 SLS:
Mit der extrem niedrigen Aufzeichnungsgeschwindigkeit von nur 2,38 cm/s erreicht die B77 SLS eine ununterbrochene Spieldauer von über 12 Stunden, oder in Kombination von nur zwei B77 SLS ist ein kontinuierlicher 24-Stunden Dauerbetrieb möglich. Die hohe Aufzeichnungsqualität lässt auch bei der kleinen Bandgeschwindigkeit eine gute Sprachverständlichkeit zu. Mit der B77 SLS steht eine qualitativ hochstehende Bandmaschine für Sprach-Logging zur Verfügung, deren zweiter Kanal beispielsweise für die permanente Zeitaufzeichnung verwendet werden kann. Dadurch eignet sich die B77 SLS vorzüglich für das kontinuierliche Erfassen von Gesprächen in drahtgebundenen und drahtlosen Übermittlungssystemen. Für automatische Überwachungszwecke ist eine Spezialversion mit der Bezeichnung AUTO gedacht (siehe folgender Abschnitt B77 AUTO).
Ausführungen der B77 SLS:
Die superlangsam laufende B77 SLS arbeitet mit den beiden Geschwindigkeiten 2,38 und 4,75 cm/s (15/16 und 1 7/8 ips). Die Geräte sind in 2- oder 4-Spur Ausführungen mit Nextelgehäuse oder Metallkorb erhältlich.
ReVox B77 Auto:
B77 AUTO-Ausführungen eignen sich besonders für automatische Überwachungsaufgaben, bei welchen sporadisch auftretende Ereignisse aufgezichnet werden müssen. Während die Auführungen mit Standardgeschwindigkeiten auch für Überwachungsaufgaben bei welchen höchste Ansprüche an die Tonqualität gestellt werden genügt, sind die Low-Speed und insbesondere die Super-Low-Speed Versionen für die permanente Erfassung von Gesprächsverkehr in drahtgebundenen und drahtlosen Übermittlungssystemen vorgesehen. Die zweite Spur kann dabei z.B. für gleichzeitiges Aufzeichnen von Zeitinformationen gebraucht werden.
Autostart-Geräte verfügen über eine zusätzliche Elektronik für den automatischen Aufnahmestart bei Eintreffen eines Modulationssignals auf einem oder beiden Eingangskanälen. Die Einschaltschwelle lässt sich von außen, die Dauer nach welcher sich das Gerät nach Eintreffen des letzten Schallereignisses auf Stop schaltet, ist intern einschaltbar.
Ausführungen der B77 AUTO:
Die B77 AUTO ist in den Geschwindigkeitsklassen Standard, Low-Speed und Super-Low-Speed, wahlweise 2- / 4-Spur erhältlich. Standard- und Low-Speed-Geräte sind nach NAB-Norm entzerrt. Die B77 AUTO ist im Nextel- oder Metallgehäuse lieferbar.
ReVox B77 Alternative Control:
Für Spezialanwendungen wie z.B. ununterbrochene Kontroll-Aufnahmen, können zwei B77 Geräte über den Zusatz „Alternative Control“ zusammengeschaltet werden. Dadurch können sich die beiden B77-Geräte gegenseitig in einer vorwählbaren Funktion ablösen. Dabei kann zwischen drei Betriebszuständen gewählt werden:
PLAY (sobald das erste Gerät sein Programm beendet hat, wird das zweite Gerät auf Wiedergabe gestartet)
RECORD (gleicher Vorgang wie oben, jedoch wird das zweite Gerät auf Aufnahme gestartet)
OFF (beide Geräte können unabhängig voneinander bedient werden).
ReVox B77 Zyklus Steuerung:
Eine B77 ausgerüstet mit der Zyklus-Steuerung schaltet am Bandende nicht auf STOP, sondern wickelt das Band von selber zurück und sucht den Bandanfang. Nach diesem Vorgang wird der vorher eingestellte Modus (RECORD, PLAY oder STOP) durchgeführt. Dadurch ist ein Endlosbetrieb (z.B. Dauerbetrieb in Ausstellungen, Dia-Shows, etc.) möglich. Mit mehreren B77 mit Zyklus-Steuerungen kann auch im Kettenbetrieb (nacheinander, wiederholend) gearbeitet werden.
ReVox B77 mit zusätzlichem Pilottonkopf
Die B77-Ausführungen mit dem zusätzlichen vierten Tonkopf für Steuerungszwecke gibt es in drei verschiedenen Versionen:
ReVox B77 DIA ?Für die Steuerung eines Dia-Projektors mittels 1-kHz-Steuerimpulsen. Für diese Ausführung wird die Kabelfernbedienung benötigt.
ReVox B77 DHA ?Für die Steuerung mehrerer Projektoren und einer Überblendeinheit.
ReVox B77 FH ?Für den Betrieb mit externer, individueller Elektronik.
Weitere Erklärungen zu der drei Versionen folgen in den nächsten Abschnitten.
ReVox B77 DIA:
Die B77 DIA ist speziell für die stereophone Vertonung oder Vorführung von Dia-Shows mit höchster Tonqualität und Zuverlässigkeit zusammen mit einem Dia-Projektor geeignet. Die Impulse der Steuerspur lassen sich natürlich auch für die Ansteuerung anderer, geeigneter Einrichtungen und Geräte anwenden. Zusätzlich zum Pilottonkopf ist ein DIA- Synchronprint mit Schaltelektronik eingebaut. Der Anschluß von unterschiedlichen Projektoren an die Buchse SLIDE SYNCH ist unkritisch weil die Ansteuerung über galvanisch getrennte Relaiskontakte erfolgt.
Dia-Synchron-Geräte sind mit den Stadardgeschwindigkeiten 9,52 und 19,05 cm/s, 2- und 4- Spur und NAB-Entzerrung sowie als HS-Ausführung (High Speed), 2-Spur, wahlweise mit NAB- / IEC-Entzerrung erhätlich.
ReVox B77 FH:
Die „nur Tonkopf“ FH-Versionen sind für den Betrieb mit externer Steuer- und Schaltelektronik vorgesehen (z.B. SIMDA F100 / 101). Die individuellen Steuerungsmöglichkeiten sind einzig durch die Eigenschaften des Pilotkopfes und des Bandmaterials sowie durch Übersprechen auf die Tonspur begrenzt.
FH-Geräte besitzen nur den zusätzlichen Pilot-Tonkopf mit einer abgeschirmten Signalzuführung zum Anschluß REMOTE CONTROL SLIDE SYNCH.
FH-Geräte sind mit den Stadardgeschwindigkeiten 9,52 und 19,05 cm/s, 2- und 4- Spur und NAB-Entzerrung sowie als HS-Ausführung (High Speed), 2-Spur, wahlweise mit NAB- / IEC-Entzerrung erhätlich. FH-Geräte können mit den Systemen folgender Fabrikate (evtl. mit kleinen Anpassungen gemäß Hersteller) kombiniert werden:
AVE (Fading 2)
Bassgen (UD 2000)
Imatronic (2500)
Kindermann (F101)
Kodak (Modell B/Digital
Leitz (D.u.-24 A)
Rollei (MD 216)
Simda (4000, F101)
Zeiss Ikon (P. Softmatic)
Alle Texte und Informationen auf dieser Seite stammen aus dem ReVox B77 Originalprospekt von 1993.
ReVox A700
Die ReVox A700 war zwischen der ReVox A77 und den professionellen STUDER Maschinen angesiedelt. Das Gerät bildete die Grundlage für die STUDER B67 und bot neben den „normalen“ Bandgeschwindigkeiten auch die professionelle von 38,05 cm/s an. Ein Stereomischpult mit großflächigen VU-Metern prägte die Frontplatte dieser größten ReVox Bandmaschine.
Erst durch den Einsatz hochintegrierter Schaltungen, speziell für die A700 geschaffene LSI-Schaltungen (large scale integration), wurden Systemlösungen realisiert, die bisher unmöglich waren. So wurde hier z.B. als Referenz für die Bandgeschwindigkeit erstmals eine Quarzfrequenz von 1,6384 MHz verwendet. Diese aufwendige Technik ermöglichte selbst eine externe Steuerung über ±7 Halbtöne. Es war also eine Bandgeschwindigkeit zwischen 6,357 und 57,08 cm/s einstellbar.
Die interne Steuerung der Laufwerkfunktionen wurde von einer integrierten Logik übernommen, kontaktlos, abnützungsfrei unter Berücksichtigung aller Bewegungszustände. Der Bandzug wurde über kontaktlose Sensoren abgetastet und elektronisch auf einen konstanten Wert geregelt.
Für die Verstärkerelektronik standen vier Eingangskanäle (zwei Stereozweige) getrennt regelbar zur Verfügung. Zusätzliche schnell ansprechende Übersteuerungsanzeigen in den VU-Metern, in Form exakt definierter Impulsspitzen-Leuchtanzeigen, erleichterte die korrekte Aussteuerung. Zusätzlich neue Perspektiven wurden durch die eingebauten Entzerrvorverstärker für Magnettonabnehmer, das Stereo Echo, die fernschaltbare Stereo Endstufe ReVox A722 sowie ein Stufenklangregler für Kopfhörer eröffnet.
In der Schweizer Fachzeitschrift „Radio TV Electronic“ urteilte der Autor 1974 und 1975 wie folgt: „Die mit dem A700 erreichten mechanischen und elektroakustischen Daten entsprechen zweifellos den zur Zeit überhaupt erreichbaren Werten, und es ist eine interessante Frage, ob und wie sie je noch übertroffen werden können“.
ReVox PR99
Die Erkenntnis, dass das Konzept der ReVox B77 und die Aufnahme- und Wiedergabequalität einen Stand erreicht hatte, die nahe an die Anforderungen für professionelle Einsätze herankam, war ab 1980 der Anlaß zum Bau der studiotauglichen ReVox PR99. Das bedeutete, dass die PR99 über symmetrische kalibrierbare Leitungsein- und ausgänge verfügen musste, weil im professionellen Einsatz Mischung und Aussteuerung für gewöhnlich am Mischpult vorgenommen werden musste und mit normierten Pegeln gearbeitet wird. Die ReVox-Entwickler optimierten die gesamte Elektronik für extrem niedrige Verzerrungen und hohe Aussteuerrungsreserven und versahen die PR99 mit u.a. folgenden Features:
Anschluß für Faderstart ab Mischpult
elektronischer Echtzeitzähler mit Zero- und Adreßlocator
eingebauter Vari-Speed ± 7 Halbtöne
Tape-Dump-Funktion für „Papierkorbbetrieb“
Ready / Safe-Schalter (= Bereitschafts-/ Sperrfunktion für Aufnahme)
schaltbare Taktspurfunktion und die
Eingangswahl für hoch- und niederohmige Mikrofone
Für eine ungehinderte Editirfunktion wurde die Laufwerkabdeckung auf die Frontplattenebene angehoben.
Die Fertigung in Form einer massiven Aluminumabdeckung gab der profitauglichen PR99 schließlich auch das entsprechende Aussehen. Die PR99 wurde zudem racktauglich gebaut und auch als Koffer- oder Konsolenausführung angeboten. Hauptsächlich wurde die PR99 als 2-Spur oder Mono-Vollspurausführung in der Geschwindigkeitsversion 19 / 38 cm/s (NAB oder CCIR) eingesetzt, in einigen Märkten aber auch in der Version 9,5 / 19 cm/s (NAB).
Die PR99 setzte sich erfolgreich in Rundfunk-, Fernseh- und Aufnahmestudios sowie in Industrie und Schulen durch. Sie wurde auch nach dem Zerfall von STUDER ReVox nach 1990 und später im professionellen STUDER Bereich weiterproduziert – dann als STUDER PR99.
Im Jahr 1982 wurde die 2-Kanal-Tonbandmaschine ReVox PR99 vom japanischen Audio-Fachmagazin „Tape-Sound“ in Tokio mit dem 1. Platz ausgezeichnet.
Revox-Serie C270, Tonbandmaschinen C270, C274, C278 (1988)
Erstmalig wurden bei der Entwicklung einer neuen Serie gleichzeitig drei Tonbandmaschinen anvisiert: die C270 für zwei Kanäle, die C274 für vier Kanäle auf 1/4″-Band und schließlich die C278 für acht Kanäle auf 1/2″-Band für die Bandgeschwindigkeiten 9,5, 19 und 38 cm/s (zwei davon intern frei wählbar, z.B. auch die Kombination 9,5/38 cm/s).
Das gemeinsame Konzept von Maschinen für unterschiedliche Bedürfnisse hatte einen weitgehend ökonomischen Hintergrund.
Nicht nur die tragende Konstruktion für Chassis, Seitenteile, Gehäuse und Frontplatten war identisch, auch dieselben Wickelmotoren,
Tonmotoren, Bandzugwaagen usw. fanden sich in den Maschinen aller Versionen; selbst die Mikroprozessoren stammten aus der gleichen Familie und wurden mit weitgehendst gleicher Software versehen. Neben der mechanischen und elektronischen Stabilität für Maschinen aus dem Hause Studer spielten bei der Serie C270 die Mikroprozessoren (pP) eine dominante Rolle. Nicht nur die gesamte Laufwerksteuerung wurde von diesen kontrolliert und gesteuert, auch das Timing (d. h. die exakte zeitliche Folge) der analogen Audioelektronik war softwaregesteuert. Damit konnten neben den Laufwerkfunktionen auch die einzelnen Audiokanäle per Fernbedienung angesprochen werden.
Schließlich ermöglichten serielle Schnittstellen (RS232) nicht nur die Adressierbarkeit jeder Maschine in einem System (inklusive spezifisch abfragbaren Zustands), sie boten gleichzeitig eine sehr komfortable Handhabung durch den Einsatz von PC-Benutzeroberflächen. Ein Datenkanal für die 4- und 8-Kanal-Maschinen und ein hochentwickelter Tonmotor mit entsprechender Steuerung, der erstmals die extrem tiefe Bandgeschwindigkeit von 1,19 cm/s ermöglichte, eröffneten völlig neue Perspektiven im Anwendungsbereich Logging 1,19-2,38-4,75 cm/s, Standardversion 1,19-4,75 cm/s).
Die Tonbandmaschinen der Serie C270 boten professionelle Features wie Editiermodus mit Einhand-Cueing, Papierkorbbetrieb, Faderstart, eingebauter Varispeed (-33% bis +50’/o, DolbyTM HX Pro, 3-LED-Spitzenwertanzeigen, symmetrische Ein- und Ausgänge usw.
Konstruktiv und optisch waren die Maschinen der Serie C270 eine Augenweide. Während die 2-Kanal-Version mit VIJ-Metern zur Aussteuerungskontrolle versehen waren, zeigten die 4- und 8-Kanal-Versionen die Pegel auf BargraphTM-VU/Peak-Metern an. Durch Aufklappen der Frontplatte war die gesamte Audioelektronik für Servicezwecke bequem zugänglich. Schließlich unterstrich die durchgehende Bestückung mit XLR-Audioanschlüssen den professionellen Anspruch der Serie.
Quelle: Die sprechende Maschine – Studer-Revox – Das Lebenswerk des Audiopioniers Willi Studer ISBN 3-85833-788-9