Servicearbeiten
Bandmaschinen sind sehr Service intensive Geräte. Im Gegensatz zu einem Verstärker, Plattendreher oder Tuner, die durchaus jahrelang ohne eine reglmäßige Wartungen bzw. Revisionen auskommen und dennoch einwandfrei funktionieren, ist eine Bandmaschine durch ihre vielen mechanischen Teile einer ständigen Abnutzung unterworfen. Tonbandgeräte / Bandmaschinen benötigen daher regelmaßige Wartungen. Die Stundenlöhne in den Kundendienstwerkstätten sind zwischenzeitlich auf 70,00 bis 100,00 Euro gestiegen und in den Werkstätten des Fachhandels sitzen immer weniger Techniker, die sich wirklich noch mit Bandmaschinen und deren Analogtechnik auskennen.
Als stolzer Besitzer einer Bandmaschine müssen Sie aber nicht immer gleich eine Servicewerkstatt aufsuchen, viele der anstehen Wartungsarbeiten können mit einem gewissen technischen Sachverstand und durch Erlernen der wesentlichen Bandmaschinen-Messtechnik selbst durchgeführt werden. Das spart nicht nur viel Geld und lange Wartezeiten, so erreichen Sie auch, dass Ihre Bandmaschine in optimalen Zustand zur Verfügung steht und jederzeit betriebsbereit ist.
Sie können selbst viele Arbeiten ausführen und sicherstellen, dass lhrer Bandmaschine strahlend brillante Aufnahmen bietet oder doch nur eine Art dumpfer Klangbrei. Bereits nach wenigen Einmessungen und kleineren Wartungsarbeiten macht sich die Anschaffung eigener Messgerate bezahlt. Selbst eine simple Einmessung der Bandmaschine auf eine neue Bandsorte kostet heute in einer Servicewerkstatt gut und gerne 150,00 Euro. Wie gewissenhaft eine solche Einmessung dann ausgeführt wurde, hängt ganz von der Erfahrung und den zur Verfügzng stehenden Messgeräten und Messbändern ab der Servicewerkstatt ab. Sicher ist, Finger weg von „Nach Gehör eingestellt“, das funktioniert bei Bandmaschinen nicht!
Leider werden heute im Fachhandel kaum kaum noch Bandmaschinen repariert oder revidiert und Werkskundendienste existieren kaum noch. Große Studiomaschinen können nur noch in Spezialwerkstätten oder bei eventuell noch existierenden Werkskundendiensten repariert werden. Das bedeutet nicht nur hohe Kosten, sondern auch unangenehm lange Wartezeiten und teure Transportwege.
Auch durch unsanfte Behandlung auf dem Transportweg hat sich die Justage der Tonköpfe und die optimale Einstellung verschiedener Trimmer verstellt haben. Unserer Meinung nach müssen Erschütterungen beim Transport oft nur als Schutzbehauptung herhalten. Mit unseren speziellen Transportboxen kann soetwas nur bei starken äußerer Gewalteinwirkung oder Vorsatz passieren. Viele Gerätebesitzer möchten ihre Bandmaschine gerne selbst warten und pflegen. Der Amateur sicher aus technischem lnteresse, der Studiotechniker aus der Not heraus, um seine Maschinen ständig verfügbar zu halten.
Heute kostet der Einbau neuer Aufnahme- und Wiedergabeköpfe (sofern erhältlich) bei einer Revox A 77 einschließlich der erforderlichen Prüfung und Einmessung des Geräts ca. 800,00 Euro. Sofern Sie sich Tonkopfwechsel samt Einmessung selbst zutrauen, können hier bis zu 300,00 Euro Lohnkosten gespart werden.
Zusammenfassend zur Pflege, Wartung und Reparatur von Bandmaschinen
Auch das beste Tonbandgerät und das robusteste Band brauchen ein bestimmtes Maß von Pflege, um ungestörten Betrieb zu gewährleisten. Wir wollen hoffen, dass es bei der Pflegearbeit bleibt und möglichst keine Reparaturen notwendig werden.
Wie gesagt, Staub ist einer der schlimmsten Feinde von Gerät und Tonband Die empfindlichsten Störungen können an den Bremsen auftreten, die Bremsbeläge setzen sich mit Staub oder Rauchrückständen zu und greifen schließlich, wenn überhaupt, stark ungleichmäßig. Das macht sich zunächst (beim Umspulen) an herausschießenden Bandschlaufen bemerkbar, die vor dem Anfahren glattgezogen werden müssen, um ein Zerknittern des Bandes zu vermeiden. In schlimmen Fällen, wenn ein Spulenteller überhaupt nicht mehr bremst, gibt es, vor allem beim schnellen Umspulen, riesigen Bandsalat, der nur mit Mühe wieder zu entwirren ist. Es ist aber ebenso gut möglich, dass ein Bremsbelag, durch gröberen Schmutz zugesetzt, die Bremse zum Blockieren bringt und dadurch das Band verdrehnt. Der „Erfolg“ sind verjaulte Stellen auf dem Band. Einer solch rohen Behandlung ist eben auch das stärkste Band nicht gewachsen, denn die Bewegungsenergie einer schnell rotierenden, fast vollen Tonbandspule ist recht beachtlich.
Da die Bremse des linken Bandtellers auch zu einem Teil für den gleichmäßigen Bandlauf (Bandgleichlauf) verantwortlich ist (sie soll nämlich das Band unter immer gleicher Spannung (Bandzug) halten), wirkt sich eine Verschmutzung der Bremsfläche auch als Jaulen und Wimmern aus. Da hilft kein Herumprobieren, sondern die Bremsflächen müssen gereinigt werden. Wenn Sie nicht schon einige Erfahrungen in der Feinmechanik haben, überlassen Sie diese Arbeit am besten dem Fachgeschäft, denn anschließend müssen die Bremsen wieder richtig eingestellt werden. Diese Arbeit verlangt auch vom Fachmann viel Können und die Anwendung einiger Hilfsgeräte.
Bänder, Tonköpfe und Bandführungen können Sie selbst reinigen, und zwar 1st das jeweils nach 25 bis 35 Betriebsstunden zu empfehlen. Werden Bänder und Tonbandgerate häufig in Räumen benutzt, in denen viel geraucht oder Staub aufgewirbelt wird, kann eine Reinigung schon früher notwendig werden. Ganz geringe, aber scharfkantige Unebenheiten, an denen Schichtmaterial abgeschabt wird, können Ursache übermäßig starker Ablagerungen sein.
Wenn der Tonkopf verschmutzt 1st, hat die Magnetbandschicht keinen rechten Kontakt mehr zum Tonkopf, und insbesondere die hohen Frequenzen werden bei Aufnahme ungenügend aufgezeichnet und ihre Wiedergabe geschwächt. Wie ein verschmutztes Band zu reinigen ist, wurde bereits erklärt. In verschmutzten Bandführungen taumelt das Band hin und her, was sich in einem merkwürdigen Effekt äußern kann: die Höhen kommen und verschwinden in kurzen Abständen.
Diese Vehlerursachen lassen sich leicht verhindern, wenn die Bandmaschine regelmäßig gereinigt wird. Sie nehmen dazu ein Leinenläppchen und tranken es mit ein wenig Spiritus (aber nicht mit einem anderen Lösungsmittel, da diese die Kunststoffe angreifen können) und entfernen ohne viel Druck den Schmutz.
Wenn sich an den Tonköpfen Abrieb gesammelt hat, der sich mit dem Läppchen allein nicht entfernen lässt, kann auch ein Streichholz oder auch ein Wattestäbchen zu Hilfe genommen werden, auf keinen Fall aber ein metallischer Gegenstand, wie Schraubenzieher oder Messer! Der feine Kopfspalt ist schnell beschädigt, auch jeder kleine Ritz auf der polierten Bandlaufläche des Tonkopfs verschlechtert die Qualität Ihrer Aufnahmen, schlimmstenfalls wird die Magnetschicht regelrecht vom Band gehobelt. Selbst wenn es keine Kratzer gegeben hat, kann ein magnetischer Schraubenzieher auch den Tonkopf magnetisch machen, dadurch steigt das Rauschen stark an. Wenn das Gerat sehr oft benutzt wird, empfiehlt sich die Anschaffung einer Löschdrossel, mit der unerwünschte Magnetisierungen (die auch andere Ursachen als magnetische Schraubenzieher haben können) wieder beseitigt werden können. Dazu wird die Löschdrossel möglichst weit vom Tonbandgerät entfernt eingeschaltet, langsam und ohne Berührung an den Bandführungen, Tonköpfen und der Tonachse vorbeigeführt und wieder in großer Entfernung abgeschaltet. Dieses Ritual hat nichts mit Zauberei zu tun, sondern ist in der Natur des Magnetismus begründet. Das Tonbandgerät muss beim Entmagnetisieren ausgeschaltet sein und kein Magnetband sollte weniger als 2 m von der eingeschalteten Löschdrossel entfernt liegen; ausgeschaltet ist die Drossel völlig unmagnetisch.
Sehr vorsichtig sollten Sie auch mit dem Schmieren und Ölen des Geräts sein. Die zugelassenen Öle und Fette sind in der Betriebsanleitung angegeben, aber das notwendige Schmieren erledigt der Fachmann für Sie, wenn Sie das Gerät zum Reinigen geben.
Riemen und Gummiräder sollten ebenfalls nur mit einem spiritusgetränkten Läppchen gereinigt werden. Gummiriemen haben beschränkte Lebensdauer. Wenn also trotz einwandfreier Bremsen der schnelle Bandtransport, insbesondere der Rücklauf, nicht mehr funktioniert, müssen die Riemen ausgetauscht werden.
Wenn das Tonbandgerät jault (was man am leichtesten bei einer Klavier-, Orgel- oder Cembaloaufnahme hört, der Klang vibriert unangenehm in der Tonhöhe), kann das außer auf defekte Bremsen und Schmutz auf der Tonachse auch auf andere Fehler hinweisen:
- Die Andruckrolle drückt nicht kräftig genug, das Band rutscht durch (Schlupf). Sie muss nachgestellt werden, und zwar muss die Zugkraft mit einer Federwaage kontrolliert werden, da zu hoher Druck die Tonwelle verbiegen könnte.
- Die Spulenteller laufen aus irgendeinem Grund exzentrisch, meist hat sich der Spulenträger verschoben und muss zentriert werden, oder die Bandspule schleift auf der Abdeckung, weil die Spulenführung (Dreizack) entweder ausgeleiert ist oder weil durch einen Sturz oder starken Sto6 die Achse des Spulentellers nicht mehr senkrecht steht oder sich die Gehäuseabdeckung gelockert hat, hier sollte der Fachmann zu Rate gezogen werden.
- Der Bandzug stimmt nicht, die Bremsen sind zu hart eingestellt.
- Die Tonachse ist verschmutzt.
- Das Gerat blieb lange Zeit in Stellung Aufnahme oder Wiedergabe eingeschaltet, der Stecker wurde aber aus der Steckdose gezogen, Diese unfeine Art des Ausschaltens wirkt sich so aus, dass die Andruckrolle eine Druckstelle bekommt, und an dieser Stelle das Band ungleichmäßig transportiert. Hier hilft nur das Austauschen der Rolle. Aus ähnlichem Grund ist auch die Umschaltung der Bandgeschwindigkeit während des Laufs bei einigen Geräte-Typen nicht zu empfehlen.
Haben Sie das Gerat schon lange in Betrieb und die Höhenwiedergabe ist trotz sorgfältiger Reinigung nicht mehr ausreichend, gibt es dafür zwei Erklärungen: entweder hat sich der Tonkopf aus seiner genau sekrechten Lage verstellt oder er ist abgenutzt. Bei Geräten mit nur einem Tonkopf kann man eine Schiefstellung des Kopfs meist daran erkennen, dass bei gleichem Bandmaterial eine Neuaufnahme gut klingt, wahrend bei alteren Aufnahmen die Höhen fehlen. Auf der Neuaufzeichnung fallen ja Kopfspaltstellung und Richtung der Aufzeichnung zusammen. Deshalb bemerkt man die Schiefstellung eines Kopfes leider auch erst dann, wenn altere Aufnahmen gespielt werden, die auf dem gleichen Gerät gemacht wurden. Es geht bei einer solchen Schiefstellung um ganz minimale Werte, die kaum mit dem Auge erkennbar sind: schon eine Abweichung um wenige Winkelminuten (1/60 Grad) können die hohen Frequenzen ganz empfindlich dämpfen. 1st der Tonkopf abgenutzt, klingen altere und Neuaufnahmen gleich schlecht, In beiden Fällen sollten Sie Ihr Gerät dem Fachmann anvertrauen.
Steht der Kopfspalt schief, wird mit dem Bezugsband oder die Stellung korrigiert. Auf diesen Testbändern sind unter anderem hohe Frequenzen so aufgezeichnet, dass die Aufzeichnungsrichtung garantiert senkrecht zur Bandlaufrichtung liegt. Ein an den Tonkopf angeschlossenes Messinstrument zeigt dann die höchste Spannung, wenn der Tonkopf genau senkrecht steht. Ein abgenutzter Kopf wird ausgetauscht und anschließend der neue Kopf, nachdem er senkrecht gestellt wurde, eingemessen. Dabei werden der Vormagnetisierungsstrom und eventuell die Entzerrung auf die erforderlichen Werte eingestellt. Hierzu dient ein Bezugsband, das für verschiedene Geschwindigkeiten hergestellt wird. Da jedes Exemplar einzeln hergestellt wird, sind Bezugsbänder kostspielig.
Übrigens können Sie sich auch überschlägig selbst davon überzeugen, ob Ihr Gerät die hohen Frequenzen richtig aufzeichnet. Dazu stellen Sie einen Rundfunkempfänger auf eine Lücke zwischen zwei UKW-Sendern, an der nur Rauschen zu hören ist. Sicherheitshalber können Sie auch noch die Antenne herausziehen. Sie nehmen dieses Rauschen mit der höchsten Geschwindigkeit auf Tonband auf (etwa zwei bis drei Minuten genügen), spulen das Band zurück und schalten auf Wiedergabe über den Lautsprecher des Rundfunkgeräts. Dann vergleichen Sie durch abwechselndes Drücken der Tonband- und UKW-Taste des Empfängers die Höhenwiedergabe. Achten Sie auf gleiche Lautstärke und darauf, dass der Höhenregler des Radios voll aufgedreht ist. Wenn Sie wesentliche Unterschiede feststellen können, sollte das Gerät überprüft werden. Die Spaltlage können Sie mit dieser Methode allerdings nicht überprüfen. Besitzer von Geräten mit drei Tonköpfen haben es leichter: sie brauchen nur abwechselnd auf Kontrolle vor und über Band zu schalten, um die Unterschiede feststellen zu können.
Ganz einfach ist die Bandgeschwindigkeit zu kontrollieren. Sie brauchen dazu nur ein Bandstück, vorn und hinten mit ausreichend Vorspannband versehen, von genau 9,53 Metern Länge. Ist das Tonbandgerät in Ordnung, wird das Bandstück bei einer eingestellten Bandgeschwindigkeit von 9,5 cm/sec in genau 100 Sekunden durchlaufen: zulässig sind Abweichungen um zwei Sekunden nach unten oder oben bei Heimtonbandgeräten und um eine Sekunde bei HiFi-Geräten. Die Laufzeit lässt sich bequem auf einer Armbanduhr ablesen, wenn Sie beim Nulldurchgang des Sekundenzeigers das Band starten. Mit längeren und kürzeren Tonbandstücken lassen sich auch die anderen Geschwindigkeiten überprüfen. Größere Abweichungen sollten korrigiert werden. Gleichlaufabweichungen lassen sich auf diese Art allerdings nicht feststellen, dazu braucht man entweder ein geschultes Ohr oder spezielle Messgeräte.
Wir können hier natürlich nicht alle Fehler ansprechen, besonders die des elektrischen Tells (Frequenzgangfehler, verzerrte Vormagnetisierung, ausgefallene Bauteile) sind ziemlich schwer zu beschreiben, und derartige Reparaturen sollten darum dem Fachmann überlassen bleiben. Rein gehörmäßig können Sie feststellen, ob der Hochfrequenzgenerator defekt ist: die Aufzeichnung werden nicht mehr vollkommen gelöscht und es treten starke Verzerrungen auf. Nur um zu zeigen, welche Fehlermöglichkeiten es gibt, wollen wir einen originellen Reparaturbericht zitieren:
„Bei einem Tonbandgerät war bei Aufnahme und Wiedergabe ein gleichmäßiges Knacken zu hören, dessen Häufigkeit sich mit der Bandgeschwindigkeit änderte. Durch Abhören in einem anderen Raum mit einem Zusatzlautsprecher wurde festgestellt, dass der elektrische Tell des Geräts in Ordnung war. Eine sorgfältige Untersuchung des mechanischen Teils brachte die überraschende Entdeckung, dass sich bei dem oft für Cutarbeiten verwendeten Gerät von unsauberen Klebestellen Klebemasse an der Tonachse festgesetzt hatte, an der bei jeder Umdrehung das Band leicht festklebte. Das Abreißen des Bandes von der Klebemasse ergab dann das rhythmische Ticken“.