Die Vorstellung des Revox A77 war der Start zur erfolgreichsten Tonbandgeräteserie des Unternehmens. Der erste Verkaufsprospekt war betitelt mit „Tradition und Fortschritt“ und stellte nicht nur ein neues Tonbandgerät vor, sondern eine Hi-Fi-Linie, die auch einen Verstärker und einen FM-Tuner einschloss.
Die Erfahrungen im Tonbandgerätebau seit 1949 und die Entwicklung einer völlig neuen Technik, die auf der stabilen Silizium-Planar-Technologie basierte, erlaubte es, völlig neue Wege zu beschreiten. Steckbare Endverstärker ermöglichten den direkten Anschluss von zwei Lautsprechern. Die Neuentwicklung wurde vom deutschen Designer Manfred Meinzner begleitet, der dafür sorgte, dass die gesamte Linie ein prägnantes Erscheinungsbild erhielt.
Das gesamte Laufwerk der A77 war auf einem stabilen, verwindungsfreien Druckgusschassis aufgebaut; zur weiteren Stabilität waren ebenfalls Tonmotorlagerung, Tonkopfträger und selbst die Seitenwände aus Druckguss. Das A77 war ohne Einschränkungen auch vertikal zu betreiben. Es verfügte selbstverständlich über einen 3-Motoren-Antrieb. Die absolute Besonderheit war der Tonmotor. Der robuste Asynchronmotor war eine echte Pionierleistung. Als weltweite Neuheit war er nicht nur kleiner, leichter und verbrauchte bedeutend weniger Energie, seine Drehzahlkonstanz war zudem unabhängig von Netzfrequenz- und Spannungsschwankungen. Sein Geheimnis lag in einer elektronischen Drehzahlregelung, die den 50-Hz-und 60-Hz-Betrieb (USA) ohne Umbau zuließ.
Erstmals verfügte ein Amateurtonbandgerät über Vollmetalltonköpfe in professioneller Ausführung. Die gesamte „solid state“ Elektronik war auf steckbaren Printplatten aufgebaut und damit äußerst servicefreundlich. Die Laufwerksteuerung erfolgte über leichtgängige lmpulsdrucktasten, und die Relaissteuerung ermöglichte nicht nur die Fernsteuerung aller Funktionen, sondern sie war auch gegen Fehlbedienungen elektrisch verriegelt.
Das A77 wies geeichte VU-Meter, einen fotoelektrischen Bandendschalter, ein vierstelliges Bandzählwerk und einen regelbaren Ausgang für Stereokopfhörer auf. Abschaltbare Wickelmotoren und eine spezielle Cuttertaste für die Tonbandmontage sowie vielseitige Trickmöglichkeiten gehörten ebenfalls dazu. Eine umfangreich illustrierte Bedienungsanleitung, das „Rote Büchlein“, wurde bald zum Lehrbuch für angehende Tonjäger.
In den zehn Jahren, während deren das Revox A77 gebaut wurde, erschienen zahlreiche Varianten; schon der erste Prospekt listete fünf Varianten auf, je für 2- und 4-Spur-Geräte. Darüber hinaus gab es Rundfunk-Spezialvarianten, z.B. A77-PTI und A77-0RF. Besonders hervorgehoben sei die Variante mit integriertem DolbyTM-B-System, die mit sagenhaften 70 dB Geräuschspannungsabstand (19 cm/s, 2-Spur, Bewertung ASA-A), bei einem Klirrfaktor von besser als 1% bei Vollaussteuerung resp. besser als 0,5% bei Aussteuerung 0 VU (185 nWb/m), aufwartete.
ln der nordamerikanischen Fachzeitschrift „Stereo Review“, Ausgabe Januar 1969, nennen die Autoren der Hirsch-Houck Laboratories das servogeregelte Antriebssystem „einmalig und wirksam“, bezeichnen den Frequenzgang als „phänomenal und kommen zum vielsagenden Schluss: „Wir hatten bisher noch kein Tonbandgerät, welches das Revox A77 in jeder Hinsicht erreichte, und sehr wenige, die ihm überhaupt nur nahe kamen“.
1978 zeichnete die japanische Fachzeitschrift „Audio Spezialist“ das Revox A77 mit dem 1. Preis aus als „bestes Spulentonbandgerät nicht japanischer Herkunft“.
Quelle: Die sprechende Maschine – Studer-Revox ISBN 3-85833-788-9
Quelle: http://studerundrevox.de